Home is Home – Brooklyn

Brooklyn von John Crowley

Brooklyn erzählt die Geschichte von Eilis, einer jungen Irin. In den 50er Jahren sind die Karrieremöglichkeiten in Irland eher mau, deshalb zieht die Protagonistin des Films nach Amerika, um dort auf eine erfolgreichere Zukunft zu hoffen. Schweren Herzens lässt sie ihre ältere Schwester und Mutter zurück. In den ersten Monaten plagt Eilis das Heimweh und sie beginnt ihre Entscheidung zu bereuen. Allerdings nur so lange, bis ein gutaussehender Italiener ihr den Hof macht. Es scheint sich alles zum besseren zu wenden, bis sie plötzlich wegen einer familiären Tragödie für eine Weile nach Irland zurückkehren muss. Daheim angekommen fühlt sich Eilis nun jedoch fehl am Platz und muss sich die Frage stellen, was daheim eigentlich bedeutet. Zu allem Überfluss gibt es jetzt auch in Irland eine berufliche Zukunft für sie, und nicht zu vergessen einen gutaussehenden und wohlhabenden Verehrer.

Brooklyn ist so ein Film, der einem beim Zusehen gut unterhält, aber nicht zwingend einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Wenn ich mir jetzt den Trailer ansehe, fällt wieder ein wie verdammt hübsch der Film war. Die Farbpalette, die Kostüme, das Setdesign, alles unglaublisch schön anzusehen. Nichtsdestotrotz ist mir das nach dem ersten Ansehen nicht wirklich im Gedächtnis geblieben. Die Story und Charaktäre sind zweifellos solide und mit viel Herz geschrieben. Trotzdem fehlt mir so ein bisschen ein Alleinstellungsmerkmal in Brooklyn. Ich hätte, um ehrlich zu sein, auch kein Problem damit Saoirse (Sirscha) Ronan einfach nur 90 Minuten beim sprechen zu zuhören. Um so mehr haben mir deshalb ihre Dialoge mit Emory Cohen (italienischer Freund) missfallen. Ich weiß nicht wieso, und anscheinend bin ich mit dieser Meinung auch alleine, aber irgendwas an seiner ganzen Performance hat mich total aus dem Konzept gebracht. Er hat unglaublich dümmlich gesprochen und zwischen den beiden herrschte die selbe Chemie, wie zwischen einer Kartoffel und einer Rose… klingt komisch, finde ich allerding recht treffend. Mal ganz abgesehen von der sehr altmodischen Message der ganzen Geschichte, die natürlich zum großen Teil auf die Ära in der das ganze spielt zurückzuführen ist. Aber musste genau diese Geschichte genau so heutzutage erzählt werden? Ich finde das wichtigste Thema des Filmes ist, das Abreisen und Ankommen, die Entfremdung vom gewohnten Umfeld und was letztendlich “daheim” ist. Braucht eine junge Frau in einer fremden Stadt also wirklich einen starken, charmanten Mann, und schwupps, plötzlich ist das Leben wundervoll. So wie es der Film dargestellt hat, war das das einzig wahre Rezept gegen Heimweh und im Endeffekt anscheinend auch eine gute Ausrede die eigene Mutter zurückzulassen. Und seien wir doch mal ehrlich, wer würde Emory Cohen schon Domhnall Gleeson vorziehen??? 😛

Besonders empfehlenswert also für alle, die einen Faible für die 50er Jahre und hübsche Italiener haben.

Jetzt im Kino!

Letterboxd Bewertung: 3/ 5 Stars

Twitter: fritztotheitz

She was always there – The Danish Girl

The Danish Girl von Tom Hooper

The Danish Girl erzählt eine dramatische Liebesgeschichte, welche von der wahren Geschichte der Beiden Künstler Lili Elbe und Gerda Wegener inspiriert ist. Der Film führt uns ins Kopenhagen der 20er Jahre, wo das Künstler Pärchen Gerda und Einnar Wegener leben und arbeiten. Als Gerda eines Tages ein Model für ihre Gemälde fehlt, wird kurzerhand der Göttergatte in Strumpfhose und Kleid gesteckt. Was als Scherz und aus der Not hinaus begann, entwickelt sich für Einnar bald zur waschechten Identitätskrise. Ihm wird klar, dass er nicht mehr Einnar sein möchte, sondern Lili. Von sämtlichen Psychiatern als schizophren oder schwul abgestempelt, beginnt für Lili nun ein harter Kampf um den weiblichen Körper, den sie sich so sehr wünscht.

Eddie Redmayne hat bereits im letzten Jahr mit seine Performance in Theory of Everything für Aufsehen gesorgt und einige Awards abgestaubt. Wie es aussieht wollte er sicher gehen auch dieses Jahr, während der Award Season, im Gespräch zu bleiben, denn dieser Film stinkt förmlich nach Oscar Bait. Eine dramatische “wahre” Story basierend auf einem Bestseller, ein aktuelles kontroverses Thema und zwei der erfolgreichsten Newcomer 2015s in den Hauptrollen… was kann da schon schief gehen? Naja, zum einen wurde mir an der eigentlichen Geschichte von Lili Elbe und Gerda Wegener viel zu sehr rumgebastelt. Von dem was ich nach kurzer Internet Recherche über die Beiden herausfinden konnte, lässt sich meiner Meinung ein Film drehen, die um einiges authentischer (duh!) und fesselnder gewesen wäre, als das was The Dansih Girl geworden ist. Die Beziehung zwischen Gerda und Einnar/Lili im Film ist einfach einen Tacken zu Hollywood. Was der Film allerdings meiner Meinung nach ganz gut gemacht hat (insofern ich das beurteilen kann), ist zu verdeutlichen was in Einnar/Lili vorgeht und welche Konflikte eine transsexuelle Person durchlebt. Von Alicia Vikander war ich zwar spätestens nach The Man from U.N.C.L.E ein großer Fan, aber ich muss sagen, dass sie für mich hier nicht wirklich gut besetzt war. Sie hat zwar wie immer solide performt, ihr Gesicht sieht aber manchmal leider aus wie das einer 6-Jährigen. Ich würde sagen, ein Must-See ist The Danish Girl auf keinen Fall. Lediglich jedem, der beim Oscar Buzz mitmischen möchte oder sich brennend für das Thema interessiert sollte hier reinschauen.

Jetzt im Kino!

Letterboxd Bewertung: 3,5 / 5 Stars

Twitter: fritztotheitz

I ain’t afraid to die anymore. I’d done it already. -The Revenant

The Revenant von Alejandro Gonzáles Iñárritu

Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) reist in den 1820ern mit einer Gruppe amerikanischer Pelzhändler durch bisher noch unbesiedelte Gebiete Nordamerikas. Viele Männer hat die Truppe schon bei Attacken der Sioux verloren und auch das Klima macht ihnen schwer zu schaffen. Glass kennt sich dennoch gut aus und navigiert die Männer auf ihren Exkursionen. Er war mit einer Frau vom Pawnee Stamm verheiratet, welche bei einer brutalen Attacke getötet wurde. Sein Sohn überlebte die Attacke jedoch und assistiert Glass bei der Pelz Jagd. Nachdem Hugh eine Bärenattacke gerade so überlebt, steht die Trupp nun vor einer schweren Entscheidung. Sie entschließen den schwer Verwundeten mit drei anderen Männern zurückzulassen und ohne sie weiter in Richtung Basis Camp zu ziehen. Kaum alleine spitzen sich die Ereignisse bei den Zurückgebliebenen schnell zu. Das Resultat ist ein alleine gelassener Hugh Glass, der nun angetrieben von Rache Gedanken um sein Überleben in der erbarmungslosen Natur kämpfen muss.

The Revenant hat schon seit Iñárritu’s Oscar Erfolg mit Birdman im Frühjahr für viel Buzz gesorgt. Dementsprechend gespannt war ich auch den Film zu sehen. Wobei ich schon vorneweg sagen kann, dass mir seine früheren Filme wie Babel und 21 Gramm besser gefallen haben. Viele Fakten/Mythen ranken sich um The Revenant: es soll fast ausschließlich mit natürlichem Licht gefilmt worden sein, Vegetarier Leonardo DiCaprio hat extra für diesem Film ordentlich beim rohen Fleisch zugebissen, der Film wurde in chronologischer Reihenfolge gedreht, er beruht auf einer wahren Begebenheit und so weiter… Das sind zwar alles sehr interessante Fun Facts, tragen aber meiner Meinung nach nur wenig dazu bei, wie man für sich persönlich das Endergebnis bewertet. Im ersten Moment als der Abspann begann, hat es sich angefühlt als wäre eine riesige Last von meinen Schultern abgefallen und ich wollte einfach nur raus aus dem Kinosaal. Nichtsdestotrotz fand ich den Film an sich nicht schlecht. Die Bilder sind wunderschön, die Kameraführung mehr als beeindruckend und die Darbietung aller Beteiligten solide. Es ist hauptsächlich die Handlung, die mich als Zuschauer fast schon gestresst hat. Zum größten Teil begleitet man Hugh Glass auf einem langen, explizit dargestellten Leidensweg und das ist nicht immer schön anzusehen. Andauernd lauern neue Gefahren von allen möglichen Quellen, ob Natur, Sioux oder Franzosen, alles ist tödlich. Dementsprechend kann ich nur sagen, dass ich den Film mit ziemlicher Sicherheit so schnell nicht nochmal schauen werde. Trotzdem würde ich jedem der ein hartes Fell und Interesse an eigenwilligernFilmen hat empfehlen ihn anzuschauen. Und nein ich denke nicht, dass Leonardo für The Revenant einen Oscar verdient hätte, aber das wird sich im nächsten Monat ja klären. Eine Annerkennung im Bereich Cinematography sollte aber auf jeden Fall drin sein.

Jetzt im Kino!

Letterboxd Bewertung: 3,5 / 5 Stars

Twitter: fritztotheitz

Rocky who? – Creed

Creed von Ryan Coogler

Adonis Johnson will professioneller Boxer werden, und das um jeden Preis. Sein Vater, der erfolgreiche Profi Boxer Apollo Creed, starb im Ring bevor Adonis geboren wurde. Bessessen von seinem Traum kündigt er seinen gut bezahlten Job und zieht vom luxuriösen Hollywood in eine bescheidene Wohnung in Philadelphia. Dort angekommen will Adonis einen in die Jahre gekommenen Rocky Balboa dazu überreden ihn zu trainieren. Kaum ist das geschafft, geht es in die intensive Vorbereitungsphase für seinen ersten professionellen Kampf.

Creed ist nach Fruitvale Station (sehr zu empfehlen!) der zweite Spielfilm von Regisseur Ryan Coogler, und auch hier schlüpft Michael B. Jordan wieder in die Hauptrolle. Sport Dramen sind normalerweise überhaupt nicht in meinem Beuteschma was Filme angeht, dementsprechend skeptisch war ich als Creed in der Sneak Preview angekündigt wurde. Anders als viele andere Leute im Kinosaal hielt mich das dennoch nicht davon ab mir den ganzen Film anzusehen. Und ich kann nur sagen: zum Glück! Der Film hat mich, trotz recht langer Laufzeit von 133 Minuten, in keinem Moment gelangweilt. Zunächst sollte ich mich wohl noch outen und zugeben, dass ich mit dem kompletten Rocky Franchise noch nie in Kontakt getreten bin. Was definitiv für den Film spricht, da er sowohl perfekt alleine funktioniert, als auch jede Menge Anspielung an die älteren Filme enthält (wie ich zumindest von anderer Seite gehört habe). Creed treibt seine Story stehts vorwärts und hält sich an keiner Stelle unnötig lange auf, was mir persönlich immer sehr positiv bei Filmen auffällt. Dieses straffe Tempo tut der Spannung dennoch keinen Abbruch, umgeht aber so unnötiges Drama. Auch die obligatorische Love Story im Film ist tief in die Handlung verankert und plätschert nicht nur so nebenher. Die Leistung der Schauspieler ist ebenfalls durchweg stark, und es würde mich sehr enttäuschen wenn da nicht die ein oder andere Oscar Nominierung rausspringen würde. Sogar Stallone hat sich durchaus solide geschlagen. Was mir auch besonders aufgefallen ist, ist der Soundtrack. Hier wurde wohl der Rocky Score neu augearbeitet (was mir natürlich beim Schauen noch gar nicht klar war), und heraus kommt ein wunderschöner Mix aus klassischer Musik und Hip Hop. Viele Teile des Soundtracks ergeben sich auch daraus, dass teilweise “live” Musik performed wird. Das Boxen an sich spielt natürlich eine große Rolle im Film, wird meiner Meinung nach allerdings nie langweilig sondern immer dynamisch und spannend dargestellt. Mit der ein oder anderen Trainings Montage muss man sich abfinden, wobei diese im Zusammenhang mit dem Soundtrack sehr schön anzuschauen sind. Also eine definitive Empfehlung! Nicht von Genre abschrecken lassen!

Ab 14. Januar im Kino!

Letterboxd Bewertung: 4,5 / 5 Stars

Twitter: fritztotheitz